Ein Blog über dies und das und andere Nebensächlichkeiten...

Schlagwort: Djupá

Der letzte Teil – Donnerstag, 25.7.

Um 6:30 Uhr läutet der Wecker und wir schälen uns tatsächlich kaum 5 Minuten später aus den Schlafsäcken. Es geht doch! Der Himmel hat sich über Nacht wieder aufgeklärt. Nur an den Berggipfeln hat es noch letzte Wolkenreste. Doch auch diese lösen sich im Laufe des Morgens auf. Die Orientierung wird uns also, nicht wie gestern Abend befürchtet, zusätzlich erschwert. Trotz eines leichten Windes aus Süden ist es nicht besonders kalt.
Wie geplant sind wir am 8 Uhr startklar. Damit sollten wir genügend Zeit haben rechtzeitig unten an der Ringstrasse zu sein um den Bus, der um 15 Uhr Kirkjubæjarklaustur in Richtung Skaftafell verlässt, zu ereichen. Schon nach ein paar hundert Meter müssen wir einen Bach queren. Von Stein zu Stein hüpfend geht das aber problemlos. Gleich darauf folgt die erste kurze Steigung auf einen Pass, der uns ins Álftárdalur führt. Die Aussicht vom Pass ins breite grüne Tal ist grossartig und in gut 4 km Entfernung ist bereits der nächste Anstieg zum Hólmur zu erkennen. Der Weg sich zieht dann mehr als erwartet, denn der Untergrund ist meist sehr weich bis sumpfig und daher anstrengend zum Gehen. Zusätzlich hat es auch noch ein paar Bäche, die wir durchwaten müssen. Dies geht aber in allen Fällen ohne Schuhwechsel. Nach einer guten Stunde verlassen wir dann das Álftárdalur wieder. Dazu müssen wir einen grösseren Bach queren. Raimund schmeisst Steine ins Wasser und kommt von Stein zu Stein springend trockenen Fusses ans andere Ufer. Ich scheue das Risiko und ziehe mir die ‚Badelatschen‘ an. Meine Füssen danken mir die Erfrischung. Danach gehts ziemlich steil auf die erste Anhöhe des Hólmurs hinauf. Über ein Plateau auf der Ostseite dieses Bergzuges führt dann der weitere Weg nach Süden. Schon bald gehts aber über eine Schutthalde wieder steil bergab zu den nächsten 3 Furten. Die erste schaffen wir knapp ohne Schuhwechsel. Dann stehen wir vor einer Schlucht, die wir in einem Bogen nach Osten umgehen müssen. Nummer 3 ist dann nur ein Bächlein, lädt dafür aber zur Mittagsrast ein. Inzwischen ist es bereits kurz nach 12 Uhr. Wir sind gut im Plan um rechtzeitig an der Ringstrasse unten zu sein. So legen wir uns nach dem Essen noch für eine halbe Stunde in die warme Sonne.
Um 13 Uhr brechen wir wieder auf. Wir müssen nach südwesten auf den Rücken der Rauðabergsheiði hinüberwechseln. Nach ein paar Minuten stehen wir am Rand eines Plateaus. Da müssen wir jetzt irgendwie runter, sonst müssten wir nochmals eines gutes Stück zurückgehen. Ringsum hats aber nur Felswände. Da auf den isländischer 50’000er Karten keine Felsen eingezeichnet sind, war das so nicht zu erkennen. Nach ein bischen Suchen finden wir ein steiles mit Steinen durchsetztes Grasband, das in eine Schutthalde übergeht. Mit ein bischen Kraxlerei kommen wir hinunter. Dafür steht uns nun noch ein zusätzlicher Aufstieg bevor. So brauchen wir für die Querung zum Rücken anstatt etwa 20 gute 50 Minuten. Die Zeit um den Bus zu erwischen wird nun doch langsam knapp. Die nächsten 4 km die Rauðabergsheiði hinab legen wir beinahe rennend zurück. Für die Schönheiten der Natur haben wir so natürlich keine Augen mehr. Als wir dann kurz vor dem Ziel in der Eile doch noch einen falschen Hügelzug erwischen und deshalb nochmals bergauf zurücksteigen müssen, ist es heute endgültig zu spät für den Bus. Das angeschlagene Tempo behalten wir aber bei, denn wir möchten möglichst rasch unten an der Ringstrasse sein. Schon bald stehen wir dann an der letzten Hangkante und schauen auf die verlassene Rauðabergsmúli gut 100 m unter uns hinab. Fünf Minuten später stehen wir um 15:45 Uhr nach 19,8 km unten an der Ringstrasse. Wir sind glücklich und stolz, dass wir von der Tour erfolgreich undvor allem gesund zurück in der Zivilisation sind. Nur den Bus haben wir leider um eine knappe halbe Stunde verpasst.
Wir entschliessen uns, dass wir versuchen wollen heute per Autstopp nach Kirkjubæjarklaustur zu kommen und dann morgen mit dem Bus zurück nach Skaftafell und weiter nach Höfn fahren wollen. Nur 2 verdreckte bärtige Männer will anscheinend niemand als Mitfahrer. Nach einer guten halben Stunde gehen wir zum in der Nähe gelegenen Rastplatz an der Djupá und hoffen dort auf mehr Glück. Raimund entdeckt dort dann auch prompt einen Camper mit österreichischen Kontrollschildern. Er spricht seine Landsleute an. Worauf uns Monika und Kurt nicht nur eine Mitfahrgelegenheit nach Skaftafell anbieten sondern uns auch noch zum Essen unter freiem Himmel mit Tischdecke und isländischem Leichtbier einladen. Vielen Dank! Ein besonderes Dankschön an Kurt für sein feines ‚freestyle‘ Couscous mit Gemüse! Zurück in Skaftafell sitzen wir dann noch bei schönstem Sonnenschein mit Monika und Kurt zusammen eine Weile im Kaffee.
Resümee: …

Weitere Bilder von der Tour folgen sobald wie möglich.

Der sandige Teil, Mittwoch, 24.7.

Raimunds Wecker läutet wie abgemacht um 6:30 Uhr. Bis wir dann aber ernsthaft ans aufstehen denken ist es bereits 8:15 Uhr. So wichtig ist das aber auch wieder nicht, denn es stehen heute keine grösseren Furten auf dem Programm. Wir wollen einfach so weit kommen, dass wir morgen bis um 15 Uhr die Ringstrasse erreichen können. Der Himmel ist weiterhin strahlend blau und aus Nordost bläst immer noch der gleiche starke Wind, wie in dem letzten Tagen. Zum Glück haben wir ihn meist genau im Rücken. So stört er nicht gross.
Um 10 Uhr gehts dann gleich in den ‚Badelatschen‘ los, denn die erste Furt ist ja keine 100 m entfernt, also gleich um die Ecke. Die Mið-Bergvatnsá stellt, wie bereits gestern festgestellt, kein ernsthaftes Hindernis dar. Zudem der Pegel, wie wir an unserem gestern Abend ausgelegten Stein feststellen können, um gut 15 cm zurückgegangen ist. Mit trockenen Füssen und in den Wanderschuhen gehts dann gleich bergauf. Wir wechseln in südwestlicher Richtung ins Tal der Vestri-Bergvatnsá, dem sogenannten Beinadalur. Vor dem Hauptarm steht uns noch ein Nebenarm im Weg. Dieser ist sieht zwar völlig harmlos aus, ist aber doch so breit und tief, dass ein Schuhwechsel nötig wird. Danach queren wir gleich in Unterhosen und Sandalen (zum Glück sieht uns hier niemand ;-)) ein kleines Lavafeld hinüber zum Hauptarm. Dieser führt zumindest zur Zeit viel mehr Wasser als die Mið-Bergvatnsá, ist aber trotzdem noch problemlos zu furten.
Nach einer kurzen Pause gehen wir nun in westlicher Richtung weiter. Ein Pass führt in das nächste Tal, den Langagil. Im Aufstieg stehen wir dann plötzlich vor einer tiefen Schlucht, die auf der Karte so nicht zu erkennen war. Eine Umgehung erscheint uns zu weit. Nach kurzer Suche finden wir zum Glück ein Schneefeld, auf dem wir hinunter und über den Bach kommen. Auf der anderen Seite führt ein steiles Geröllfeld aus der Schlucht hinaus. Je mehr wir uns dem Pass nähern desto sandiger wird der Untergrund. Immer grössere Flächen sind nun völlig vegetationslos. Da im Laufe des Tages der Wind immer stärker geworden ist, werden wir nun immer wieder von Staubwolken eingehüllt. Manchmal wähnt man sich fast in einem Sandsturm. Vom Pass aus sehen wir, dass über dem Langagil eine riesige Staubwolke hängt. So entscheiden wir hier hinter einer Kuppe Mittagsrast zu machen. Gleich daneben fliesst auch ein Bächlein. So haben wir ja neben Windschutz auch gleich noch frisches Wasser — meinen wir zumindest. Der vermeintliche Windschutz taugt überhaupt nichts und das Wasser stellt sich als mit Sand und Algen versetzt heraus. Wir taxieren es als nur im Notfall trinkbar. Aber wir haben ja noch genug Wasser dabei. So muss Raimund auch nicht heute auf seine tägliche Mittagssuppe verzichten. Ich ziehe es vor mich rein ‚trocken‘ zu verpflegen. Nach dem Essen machen wir eine kurze Siesta, denn es ist, trotz des immer noch starken Windes, in der Sonne angenehm war. Wenn nur der ständige feine Sand in den Augen und zwischen den Zähnen nicht wäre. Es ist fast noch schlimmer als der sandige Zeltplatz von vorgestern Nacht. Während dem Abstieg zum Langagil lässt der starke Wind rasch nach. Nun wirbeln nur noch von Zeit zu Zeit einzelne Windböen Sand auf. So ist das Gehen wieder viel angenehmer. Nachdem es für ein paar Minuten überhaupt nicht mehr gewindet hat, bläst uns plotzlich ein kühler Wind aus Süden ins Gesicht. Die Windrichtung hat sich innert kurzer Zeit gedreht. Nach zirka 2 km verengt sich das breite Tal des Langagils zu einer unbegehbaren Schlucht. Diese muss über den südostseitigen Berghang umgangen werden. Erneut stehen wir unvermittlet vor einer steilen Schlucht. Auch diese ist auf der Karte nicht als solche zu erkennen. Wir sehen zwar überraschenderweise Fussspuren, können aber vorerst nicht herausfinden wo sie hinführen. Nach kurzer Suche finden wir eine steile Schutthalde, bis zum Bachbett hinunter begehbar ist. Mitten im Hang treffen wir auch wieder auf vereinzelte Fussspuren. Also scheinen wir richtig zu sein. Unten angekommen sind zwei Bäche zu furten. Für die Füsse ist die Abkühlung im kalten Wasser eine Wohltat. Auf der Karte ist allerdings nur ein Bach eingezeichnet. Wir sind verwirrt. Wir sind zweifellos auf dem richtigen Weg, haben aber keine Ahnung wie wir aus der Schlucht zur Djupá, einem der Hauptabflüsse des Siðujökulls, hinüberkommen. Nach einer längeren Suchaktion kommen wir zum Schluss, dass wir nur über eine sehr steile, zirka 50 m hohen Grashalde hinauskommen. Der Aufstieg ist eine richtige Plackerei. Oben angekommen merken wir aber sofort, dass sich die Anstrengung
gelohnt hat. Wir haben den richtigen Hügelrücken erwischt. Hier können wir zur Djupá hinüberqueren. Schon von weitem hört man den tosenden Gletscherfluss und kurze Zeit später können wir ihn auch sehen. Für heute haben wir alle bekannten und unbekannten Schlüsselstellen hinter uns.

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Es ist geschafft. Vom Bergrücken können wir in das Tal der Djupá hinunterschauen.

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Blick nach Nordwesten: im Hintergrund rechts die Hágöngur, links der Siðujökull

Hinter der Djupá breitet sich der Siðujökull aus, auf dem wir im letzten Jahr drei Nächte im Sturm verbracht haben. Nun haben wir noch gut 4 km entlang der Djupá bis zum ins Auge gefassten Zeltplatz vor uns. Dies wird zunehmend zu einer Überwindungssache, denn der Tag hinterlässt mehr und mehr seine Spuren. Von Süden her kommen plötzlich einzelne Nebelschwaden das Tal der Djupá herauf. Die Orientierung wird dadurch schwieriger. Die Momente mit guter Sicht reichen aber um problemlos weiterzukommen. Kurz vor dem Ziel müssen wir nochmals auf einen Bergrücken ausweichen, da das aktuelle Flussbett der Djuá ganz nahe am östlichen Talrand verläuft. Zuletzt stehen wir unverhofft an einer letzten Furt. Gleich in den Sandalen gehen wir noch 150 m bis zum Zeltplatz. Heute haben wir 19,7 km zurückgelegt.
Kurz nach 20 Uhr steht das Zelt, danach gibts das Nachtessen. Ein paar hundert Meter unter uns steht eine Nebelwand, die von der Küste heraufdrückt. Das sieht toll aus. Zeitweise steigt der Nebel bis zu uns herauf und hüllt alles in einen weissen Schleier ein. Ein paar Minuten später ist der Nebel jeweils wieder weg und die Sicht klar. Nach einem Kaffee gönnen wir uns noch einen Blick auf die Djupá, die sich kaum 50 m neben unserem Zelt durch eine enge Schlucht zwängt. Raimund will gleich wieder furten, ich bin von diesem Spektakel einfach nur fasziniert. Um 22 Uhr ist dann ‚Lichterlöschen‘. Morgen müssen wir wirklich früh raus. 😉

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Eine Wolkenwand schiebt sich von der Küstenregion das Tal der Djupá herauf

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Das Panorama von unserem Zeltplatz aus in Richtung Nordost

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