Wie fast immer kommen wir natürlich nicht so früh aus dem Schlafsack wie geplant. Nach dem Frühstück, dem Zusammenpacken und dem Einlagern des überzähligen Materials brechen wir daher erst kurz vor Mittag vom Zeltlatz in Skaftafell auf. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Der ersten paar Kilometer über die Ebene des Skeiðararársandurs kommen wir zügig voran. Bevor die knapp 1100 Meter Aufstieg zum Blátindur beginnen machen wir eine kurze Rast und erkunden ein bischen die Schlucht des Vestragils. Der Himmel hat sich in der Zwischenzeit mit Wolken überzogen. Der Blátindur ist nebelverhangen und daher nicht zu sehen.
Blick ins Blánúkadalur und zum nebelverhangenen Blátindur
Nach der ersten Steilstufe finden wir erste Fussspuren und zeitweise ist auch ein Weg auszumachen. Das Tempo ist nun zwar langsamer aber wir kommen trotz der schweren Rucksäcke weiterhin gut voran. Vor wir auf ca. 400 m.ü.M in den Nebel kommen machen wir Mittagspause. Im Nebel verlieren wir die Wegspuren immer wieder. Wir sind daher froh um das GPS. Einmal hilft uns sogar eine Gruppe Franzosen, die von der Laki-Spalte herkommen, auf den ‚richtigen‘ Weg zurück. Wir halten einen kurzen Schwatz, erhalten noch ein paar nützliche Informationen zur Route und erfahren, dass der Nebel weiter oben aufreisst. Dann gehts weiter bergauf. Das Gepäck macht den Aufstieg auch nicht leichter. Tatsächlich lichtet sich der Nebel ein paar hundert Meter weiter oben und wir haben einen tollen Rundblick im oberen Teil des Blánúkadalurs. Der Gipfel des Blátindurs ist aber immer noch im Nebel. Der letzte Gipfelanstieg ist sehr Steil in einer Geröllhalde (1 Schritt vor und ein halber wieder zurück). Dann eine letzte kurze Querung auf einem exponierten Grad und wir stehen kurz vor 18 Uhr auf dem Gipfel (1177 m.ü.M). Wie auf Knopfdruck beginnt sich nun auch der Nebel immer mehr zu lichten. Und wir geniessen den grandiosen Rundblick vom Hvannadalsnúkur im Osten und über den Vatnajökull bis zu unserem ersten Zeltplatz ca. 5 km westlich von uns.
Blick vom Gipfel des Blátindurs nach Westen. Im sich lichtenden Nebel sind in der Bildmitte die Færneseggjar zu erkennen.
Auf dem Gipfel ist es trotz Sonnenschein recht kühl. Nach einer ausgiebigen Photosession machen wir uns an den Abstieg ins Norðurdalur. Während die Ostflanke des Blátindurs praktisch schneefrei war hat es auf seiner Westseite immer noch ausgedehnte Schneefelder. Kurz unterhalb des Gipfels müssen wir ein sehr steiles Schneefeld hinunter. Das erscheint uns mit den Rucksäcken als zu riskant. Da das Schneefeld unten flach ausläuft, beschliessen wir unsere Rucksäcke runter rutschen zu lassen und dann nachzusteigen. Raimund Rucksack macht den Testpiloten. Er hält seine Spur und kommt unten wie geplant sanft zum Stillstand. Dann ist meiner an der Reihe. Leider hängt der Eispickel im Schnee an und der Rucksack beginnt sich zu überschlagen. Locker rollt er an Raimunds Rucksack vorbei. Rucksack und Eispickel bleiben schlussendlich in einem Feld mit Büsserschnee liegen. Alles ist zum Glück noch ganz.
Auf unsrem weiteren Weg nutzen wir nun meist die Schneefelder. Der Schnee ist nicht zu weich und viel besser zu gehen als die vielen grossen Geröllfelder. Wir kommen aber nur noch langsam voran. Der lange Aufstieg sitzt uns in den Knochen. Trotzdem geniessen wir die Landschaft und den tollen Ausblick auf den Vatnajökull. Schliesslich kommen wir um 22 Uhr auf dem Rücken unter halb der Færneseggjar an. Wir bauen unser Zelt auf und holen Wasser. Endlich gibts Nachtessen auf der Aussichtsterrasse 200 Meter über dem Gletscher. Nach einem Kaffee gehen wir um Mitternacht schlafen.
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